Jugendseminar in Happing

26.11.2014 18:59 von Thomas Albersinger

Junge Trachtler zusammenzubringen und sie in der Gemeinschaft für eine aktive Mitarbeit in der Trachtensache zu begeistern war jetzt das Ziel eines Wochenendseminars im Inngau. Die Gaujugendleiter, -vorplattler und –tanzwartinnen hatten eingeladen und das Selbstversorgerhaus auf dem Jugendfreizeitgelände Happing/Rosenheim füllte sich bis auf den letzten Platz. Jugendliche aus allen Ecken des Gaugebietes verbrachten dort drei Tage, um sich vereinsübergreifend kennenzulernen, in Gruppenarbeiten ihre Motivation zur Brauchtumspflege zu stärken und natürlich um „a gscheide Gaudi z´hom“.

Für den ersten Abend hatte Hildegard Murnauer eine kleine Gwandschau vorbereitet. Die Seminarleiter hatten sich in der ganzen Bandbreite des boarischen Gwands von leger bis sehr festlich ausstaffiert. In großer Runde wurde diskutiert, wo man mit welchen der gezeigten Kombinationen hin gehen kann oder auch nicht, und wo zum Beispiel die Bundhose, das Schmisei oder auch ein einfaches Dirndlgwand hinpaßt und wo nicht. „Sonndog is Weißa-Hemad-Dog“ stellte Flori Griebl fest. 

Beim anschließenden Spieleabend mit „Gauspieleminister“ Alfons Altendorfer, unterstützt vom 2. Gaumusikwart Thomas Weinzierl, ging es hoch her. Bei Spielen mit simplen Zutaten wie Zeitungen, Stühlen oder an Schnüre gebundene Kartoffeln kam so mancher ins Schwitzen und alle aus dem Lachen nicht mehr heraus. Trotzdem hatten die Burschen aber noch die Ausdauer für eine mitternächtliche Plattlereinlage.

Am Samstag gab es zum Einstieg einen Quizbogen mit Fragen wie „Welches Bauwerk ist auf unserem Gauzeichen zu sehen?“ zu bearbeiten. Licht in manches Dunkel brachte dann Wast Fink mit seinem Referat „Grundlagen der Trachtenbewegung in Bayern“. Er stellte auch die aktuellen Verantwortlichen in Gau und Verband mit Fotos vor und beschrieb ihre Tätigkeitsbereiche.

Beim Gruppenarbeitsauftrag „Was ihr de Gauvorstandschaft immer scho moi frong woits“ mußten die Jungtrachtler nicht lange überlegen. Bunt gemischte Fragen wurden eifrig notiert und für die mit Spannung erwartete Zusammenkunft am Sonntag ausformuliert.

Als nächstes ging es zur „Muster-Plattlprob“. Beim Rollenspiel der Seminarleiter, die chaotisch, unpassend gekleidet und alle mit Handy bewaffnet waren, wurde allen gleich klar, wie es nicht sein soll. Sepp Oberauer, Jugendleiter aus Nußdorf, stellte dann seine Erfahrungen rund um die Plattlprobengestaltung vor und ließ die Jugendlichen seine bewährten Übungstechniken auch gleich praktisch durchführen. „Wenn ma selber ned brennt, ko ma aa koa Feuer weitergeben“, so sein Fazit.

In Gruppenarbeiten wurden nun zu Themen wie „Plattlprob im Jahreslauf – immer gleich?“ und „Pro und Contra Gaupreisplatteln“ Plakate angefertigt. Bei der Präsentation konnte jeder Teilnehmer das Sprechen vor einer großen Gruppe üben. Die Ergebnisse waren so vielfältig wie unsere Gauvereine, und für jeden war es interessant zu hören, wie es woanders zugeht.

Nach der Brotzeit brachte Sepp Lausch den Jugendlichen mit seinem Vortrag „Vom Tassilo zum Ochsensepp“ die reiche Geschichte unseres Bayernlandes näher. Anschließend spielte Sebastian Mühlhuber mit seiner Musi zum Tanz auf. Mehrere Plattler-, Tanz- und Spieleeinlagen ließen die Gemeinschaft weiter zusammenwachsen.

Am Sonntag stand für alle als erstes der große Hausputz auf dem Programm. Durch die große Disziplin und den Kampfgeist aller Teilnehmer waren auch Gänge, Bäder und die Küche im Nu blitzblank. Zwar machten bei der folgenden Diskussionsrunde über unsere in der heutigen Zeit so wichtigen Werte manchem und mancher die langen Abende zu schaffen, doch muß einem angesichts der durchdachten und positiven Beiträge der jungen Schar um die Zukunft der Trachtensache nicht bang sein. 

Auf großes Interesse stieß Johanna Muhr vom heurigen Gaufestverein „Riesenkopf“ Degerndorf, die dann über die Erfahrungen ihres Vereins rund um die Gaufestausrichtung berichtete. Die Begeisterung über das mit gemeinsamen Kräften erfolgreich durchgeführte Fest klingt lange nach und verleiht dem Vereinsleben neuen Schwung.

Als letzten Programmpunkt kam nun die komplette Gauvorstandschaft nach Happing, um auf einem „Heißen Stuhl“ die vorbereiteten Fragen der Jugendlichen zu beantworten. Die vier stellten sich und ihren Werdegang in der Trachtensache zuerst genau vor, um eventuell vorhandene Scheu bei den Teilnehmern abzubauen. Doch die Fragen kamen frisch und frei daher und reichten von „Warum ist der Gaufestzugweg manchmal so komisch?“ über „Was verdient der Gau am Gaufest?“ bis zu „Was haltet Ihr von moderner Musik?“ Die Gauvorstandschaft ließ sich „ned schwoam“ und konnte durch Erklären der Sachverhalte, wie die finanziellen Abläufe beim Gaufest oder die Satzungsziele des Trachtenverbandes so manche Frage in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Außerdem war zu erfahren, wie viel Zeit man eigentlich für solche Ehrenämter aufbringen muß, und daß unser Gauvorstand „privat nix gega a moderne Musi“ hod. „De Spider Murphy Gang hod ja mir friara aa gfoin – und duads heid no!“

Ein gemeinsames Mittagessen, das wie die ganze Schulungsverpflegung von den Gaugruppendirndln Anita Fischer und Vroni Mayer in hervorragender Weise zubereitet wurde, bildete den Schlußpunkt der Zusammenkunft. Erschöpft, aber mit vielen neuen Anregungen, Freundschaften und Erkenntnissen im Gepäck machten sich alle auf den Heimweg.

Bettina Hanfstingl
1. Gautanzwartin

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