Gründung des Bayerischen Inngau-Trachtenverbands

Wiederholt hatten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Trachtenvereine am Inn bemüht, auch einmal das Gaufest zu bekommen, aber bei den Abstimmungen gab es nie eine Mehrheit dafür. Das Gaufest ist ja bis heute ein Höhepunkt im Jahresablauf, so fühlten sich die Inntalvereine zu Recht benachteiligt. Der Rosenheimer Flori Waroschitz lud deshalb für den 20. September 1903 die Vereine am Inn aus Tirol und Bayern zu einer Versammlung nach Kufstein ein. Seiner Einladung folgten folgende Vereine:

Tirol:

  • Innsbruck-Pradl
  • Kufstein I Stammverein
  • Kufstein II Koasara
  • Schwoich
  • Westendorf

Bayern:

  • Griabinga (jetzt Alt-Rosenheim)
  • Riesenkopf Degerndorf
  • Luegstoana Oberaudorf
  • Inntaler Griesstätt

Nach einer sehr regen Aussprache kam es gleich zur Gründung des Gauverbandes und man gab sich den Namen: Tirolisch-Bayerischer Inngauverband. Der 1. Vorstand wurde Flori Waroschitz.

Die Einleitung des Protokolls hat auch heute noch Gültigkeit:
„Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten, mit diesen Worten wollen wir ins Leben treten und es ist unsere höchste Pflicht, die Trachten, Sitten, Gebräuche und die Sprache unserer Vorfahren zu pflegen und dem Modetum Einhalt zu bieten. Wir brauchen uns der Tracht der Vorfahren nicht zu schämen, die sie getragen haben in den Tagen der Freude und auch des Leides. Möge es die Zukunft ermöglichen, mit vereinten Kräften dem fressenden Übel der übertriebenen Mode eine feste Mark gegenüberzustellen.“

Immer öfter kam es zu Meinungsverschiedenheiten mit den Tiroler Vereinen und deshalb wurde bereits am 12. November 1905 im Mail-Keller der „Bayerische Inngauverband“ gegründet. 1907 wurde angeregt, „Deandl in die Vereine aufzunehmen“.

Bereits 1914 galt der Mundart die Sorge, denn bei der Gauversammlung mahnte der Gauvorstand die veränderten Grußformen nicht zu übernehmen sondern beim überlieferten „Grüß Gott“ zu bleiben.

Das Jahr 1930 brachte für den Inngau viel Arbeit, denn es galt den „Größten Trachtenaufmarsch Deutschlands“ vorzubereiten. Zum Festsonntag, am 17. August 1930 kamen über 10.000 Trachtlerinnen und Trachtler nach Rosenheim, etwa die Hälfte davon mit der Bahn. Beim Festgottesdienst auf der Loretowiese sagte Geistlicher Rat Lidl bei der Festpredigt: „Trachtenvereine stehen heute um den Altar und man erkennt, sie tragen die Tracht der Sinnlichkeit und der Ehrbarkeit“, und in Anspielung auf die damalige Zeit fuhr er fort: „Es gibt Leute, die dem armen Volke helfen wollen, aber es gibt auch andere, die alles niederreißen wollen, was noch an Ordnung vorhanden ist. Am Nachmittag zog der unendlich lange Festzug durch die Stadt, an der Spitze der Inngauverband mit der Raublinger Trachtenkapelle. Neben den Trachtlern aus Tirol und Bayern, die historische Schützenkompanie Lenggries und die Kostüme der Landshuter Fürstenhochzeit, wahrhaftig ein farbenfrohes Bild.

Im Herbst 1930 übernahm der bisherige 2. Gauvorstand Toni Grad aus Degerndorf den Posten des 1. Gauvorstandes und Sepp März aus Rosenheim wurde sein Stellvertreter. Ein ideales Gespann, das dann gemeinsam mit Luis Mayer aus Altenbeuern als Gaukassier drei Jahrzehnte den Gauverband in einer nicht immer leichten Zeit lenkte.

Im Jahr 1938 kam wie überall die Gleichschaltung der Trachtenvereine durch das National Sozialistische Regime, Verbot von Gottesdiensten bei Gaufesten oder Fahnenweihen, "Verwaltung" der Vereine und Verbände durch NS-Partei und KdF (Kraft durch Freude)

Schon 1946 wurde das Gauleben nach Genehmigung durch die Militärregierung wiederbelebt und 1947 das erste Gaufest nach dem Krieg in Oberaudorf gefeiert.

Auch die Wallfahrten haben im Inngau bereits eine lange Tradition. 1951 wurde zum ersten Mal eine Wallfahrt zur Basilika nach Tuntenhausen abgehalten. Nachdem auch 1952 und 1954 Wallfahrten durchgeführt wurden, regte Gauvorstand Toni Grad 1955 an, alljährlich eine Wallfahrt von Brannenburg zur Marienkirche Schwarzlack zu machen. Alle Delegierten stimmten diesem Vorschlag zu und unsere Gauwallfahrt war geboren.

Um Verwechslungen zu vermeiden wird 1979 als neuer Name Bayerischer Inngau-Trachtenverband für den Gau gewählt.

Im Jahr 1993 wurde eine Chronik zum 90-jährigen Jubiläum des Gauverbandes erstellt. Diese enthält die Geschichte des Gauverbands und aller angeschlossenen Vereine in Wort und Bild.

1998 wurde die neubeschaffte Gaustandarte bei der Wallfahrt zur Schwarzlack geweiht. Als Pate stand uns der Chiemgau-Alpenverband zur Seite.

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